Handbuch
Designargument
Den Wert einer Sache mit ihrer Gestaltung oder Präsentation begründen
Ein Designargument ist die Beurteilung einer Sache oder eines Standpunktes nach seiner Präsentation.
Das kann visuelle, aber auch andere Aspekte betreffen, wie die Sympathie zu Vertretern einer Weltanschauung,
Eloquenz des Gegenübers oder Professionalität eines Internetauftritts.
Es ist damit stark von Subjektivität geprägt, sowohl in der Bewertung, was gutes oder schlechtes Design in diesem Sinne ist,
als auch in der Wichtigkeit, die diesem beigemessen wird.
Ein Designargument kann daher nicht wahr oder falsch sein, nur mehr oder weniger relevant oder zutreffend für den Gesprächspartner.
Wann wendet man das an?
Gutes Design und gute Präsentation sind oft Zeichen von Professionalität und Seriosität. Wer die Fähigkeiten, Kontakte, Zeit oder Geld für einen guten Auftritt hat und bereit ist, sie zu investieren, nimmt damit eine Hürde, an der ein Großteil qualitativ schlechter Inhalte scheitern. In dieser Hinsicht ähnelt das Designargument dem →Autoritätsargument. Den Blick auf Oberflächliches zu lenken, kann also als Abkürzung dienen, Aussagen über Inhalte zu machen, ohne sich mit diesen auseinanderzusetzen. Damit ist es aber auch sehr fehleranfällig. Gutes Design erleichtert jedoch die Aufnahme von Informationen, ob durch Typographie, deutliche Aussprache oder guten Stil.
Daseinsberechtigung hat das Designargument naturgemäß in Geschmacksfragen. Persönliche Präferenzen können so begründet werden. Ob die Darstellung einer Sache als Kriterium für ihre Qualität zulässig ist, kann nur für jeden selbst entschieden werden. Damit hat diese Argumentation allerdings auch nur Wert für den, der sie führt.
Nicht jede Verwendung erfolgt dabei verbal. Das eigene Design (im beschriebenen weitesten Sinne) zu verbessern, ist ebenso als Anwendungsform dieser Argumentationsweise zu sehen.
- „Unsere Sendung wird jetzt in HD produziert.“
- „Wer sich schon nicht die Mühe macht, auf unsere Layoutanforderungen in der Stellenausschreibung einzugehen, hat sich vermutlich auch nicht mit unserem Anforderungsprofil auseinandergesetzt.“
- „Der brüllt schon eine halbe Stunde unverständlich ins Mikrophon. Auf solche Anregungen können wir verzichten.“
- „Wie gut kann das Buch schon sein, denn der Autor keinen Verleger dafür gefunden hat?“
Was tut man dagegen?
Dass ein Designargument grundsätzlich oberflächlich ist, kann als Angriffspunkt verwendet werden. Es lässt sich zum Beispiel als Ablenkung von inhaltlicher Auseinandersetzung betrachten. Dementsprechend kann mit der Rückführung zur Diskussion anderer Aspekte des Diskussionsgegenstands gekontert werden. Wird ein direkter Zusammenhang zwischen Präsentation und Qualität behauptet (→Scheinkausalität), lässt sich das kritisieren oder die begrenzte Aussagekraft durch Ausnahmen (→Ausrede, →Fallbeispiel) belegen.
Der eigene Geschmack mag sich darüber hinaus von dem des Gesprächspartners unterscheiden. Auf diese Weise sind gegensätzliche Beurteilungen desselben Designs möglich.
- „Die mögen schick sein, aber die Aufgabe von Kopfhörern ist doch nicht, gut auszusehen, sondern gut zu klingen!“
- „Selbst das CERN präsentiert Ergebnisse in Comic Sans – die Schriftart sollte uns hier nicht abschrecken.“
- „Ich finde, in Rot sieht’s besser aus.“