Handbuch


Totschlagargument

Inhaltsleere Aussage, die Widerspruch verhindern soll.


Totschlagargumente sind Behauptungen, Phrasen oder Floskeln, die zum Ziel haben, ein Gespräch ohne Widerrede zu beenden, sich aber dennoch durchzusetzen. Sie sind häufig inhaltsleer (→Chewbacca) oder so allgemein gefasst, dass sie schwer anzugreifen sind. Meist steht die Absicht im Vordergrund, einer Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Wer ein Totschlagargument anbringt, legt keinen Wert darauf, zu überzeugen, sondern will seinen Standpunkt durchsetzen, ohne diskutieren zu müssen. Darin unterscheidet es sich von anderen Vermeidungsstrategien, die die eigene Entscheidung zurückziehen oder vertagen. Ein Totschlagargument will Recht bekommen, ohne sich einer Auseinandersetzung zu stellen. Daher kommt es meist durch Personen in Machposition zur Anwendung, oder wenn versucht wird, Autorität zu demonstrieren. Oft wohnt einem Totschlagargument eine Herabwürdigung des Gegenübers inne (→Ad Hominem).


Wann wendet man das an?

Totschlagargumente sind dann kaum zu vermeiden, wenn man sich mit Diskussionen konfrontiert sieht, die man nicht wünscht. Diese lassen sich je nach Beharrlichkeit des Gesprächspartners manchmal nur beenden, indem das eigene Desinteresse klar kommuniziert oder auf externe Umstände (→Ausrede) verwiesen wird.

Grundsätzlich hat jeder das Recht, den Meinungsaustausch zu verweigern, in demokratischen oder beruflichen Kontexten ist derlei Abwiegeln oder demonstrieren von Entscheidungsgewalt jedoch schädlich für das Gesprächsklima und die Zusammenarbeit. Im Umgang mit Familie und Freunden kann ein Totschlagargument leicht soziale Beziehungen verschlechtern und der Konflikt nur vertagt, nicht aber gelöst werden.

Ist eine Diskussion bereits viele Male ergebnislos geführt worden, das Gegenüber für Argumente nicht zugänglich oder mangelt es an gegenseitigem Verständnis der gegnerischen Position, ist ein Abbruch des Gesprächs vernünftig. Ist eine Diskussion aus derlei Gründen nicht wünschenswert, ist es oft einfacher, diese zu benennen, anstatt sich auf Totschlagargumente zurückzuziehen. Aufgrund ihrer pauschalen ablehnenden Natur können sie auch Konflikte provozieren oder eskalieren.

Aussagen über den eigenen Unwillen zu diskutieren oder über die (mangelnde) Sinnhaftigkeit eines weiteren Dialogs (→Meta) können zwar ebenfalls als Totschlagargument interpretiert werden, kommunizieren die eigenen Bedürfnisse aber präziser und sind daher vorzuziehen.

Argumentativ hat ein Totschlagargument keinen Wert.


  • „Es gibt jetzt keine Süßigkeiten, basta!“
  • „Das steht jetzt nicht zur Debatte. Ich will nichts mehr davon hören.“
  • Das haben wir immer so gemacht!
  • Das haben wir noch nie gemacht!
  • Da könnte ja jeder kommen!
  • „Das entscheide nun mal ich.“
  • „Nur über meine Leiche!“

Was tut man dagegen?

Grundsätzlich ist es wenig erfolgversprechend oder produktiv, mit jemandem zu diskutieren, der dieses Gespräch nicht wünscht. Ein Totschlagargument kann in aller Regel als Ausdruck dieses Wunsches betrachtet werden. Lässt sich dem ohne Gesichtsverlust oder anderweitigen Schaden nachgeben, sollte das die Reaktion erster Wahl sein.

Möchte man das nicht oder geht es um Entscheidungen, die einen persönlich betreffen, stehen einem jedoch noch einige Möglichkeiten offen. So kann man das Gespräch beenden, indem man seine Meinung kurz gegenüberstellt, um eine agree-to-disagree-Situation herzustellen.

Hat man Mitspracherecht oder berechtigtes Interesse an Beteiligung im Entscheidungsprozess, kann man darauf klar bestehen. Wenn nicht, kann man versuchen, die Umstände des Gesprächs günstiger zu gestalten, zum Beispiel, indem man ein anderes Medium oder einen anderen Zeitpunkt wählt. Will einen der Gesprächspartner dringend loswerden, kann man dies ausnutzen, indem man eine Vertagung auf einen festen Zeitpunkt vorschlägt. Auf diese Weise erwirkt man kurzfristig Frieden, hat aber Aussicht auf eine Aussprache, die einen Termin und damit dedizierte Zeit und Aufmerksamkeit hat.


  • „Können wir am Montag noch einmal in Ruhe darüber reden?“
  • „Ich schreibe dir nachher eine Mail und erkläre da, wo ich das Problem sehe.“
  • „Seh' ich halt anders.“
  • „Das geht uns aber alle an, das kannst du nicht über unsere Köpfe hinweg beschließen.“