Handbuch


Ausrede

Ein Gegenbeispiel als Ausnahme darstellen.


Eine Ausrede ist eine meist spontane Verteidigung des eigenen Standpunkts, die versucht, vorgebrachte Gegenargumente zu entkräften oder für in diesem speziellen Falle als ungültig darzustellen. Allgemein kann damit jede Reaktion auf eine grundsätzlich gültige Kritik bezeichnet werden, speziell meint sie die spontane Konstruktion einer Sache als Ausnahme.

Meist wird dabei der Diskussionsgegenstand eingeschränkt oder angepasst (→Deutungshoheit), so dass die Kritik nicht mehr zutreffend ist. So kann ein →Fallbeispiel entkräftet werden, indem die diskutierte Frage so weit eingeschränkt wird, dass das Beispiel einen nun ausgeschlossenen Sonderfall betrifft. Ausreden werden gern mit „Ja, aber“ begonnen.


Wann wendet man das an?

Beispiele, die dem eigenen Standpunkt entgegenstehen, können repräsentativ sein oder auch nicht. Zielt die Kritik tatsächlich auf einen Sonderfall oder spielt eine vernachlässigbar kleine Rolle (→Insignifikanz), gibt es an einer Ausrede nichts auszusetzen. Besonders bei persönlichen Gesprächen, in denen man eigenes Verhalten rechtfertigen muss (→Moralischer Pragmatismus), lässt sich leicht auf Einflüsse zurückgreifen, die vom Gegenüber nicht überprüft werden können (→Unfalsifizierbarkeit).

Allgemeine, weitgefasste Fragestellungen müssen im Verlauf einer Diskussion oft eingegrenzt werden, um zu klaren Aussagen und Schlüssen zu gelangen. Schließt man jedoch so viele Fälle aus, dass auf der Suche nach einer umfassenden Lösung letztendlich selbst nur eine Ausnahme betrachtet wird, ist das Ergebnis wenig hilfreich oder aussagekräftig.


  • „Ja, aber doch nur, wenn es regnet. Bei normalem Wetter und tagsüber ist diese Straße bei 70 km/h völlig sicher.“
  • „An sich gern, aber heute habe ich Kopfschmerzen.“
  • „Ich mache immer meine Hausaufgaben, nur diesmal hat der Hund sie gefressen.“

Was tut man dagegen?

Viele Ausnahmen zusammen sind keine Ausnahmen mehr, sondern ein Muster. Wird jedes Argument mit zunehmend fadenscheinigeren Begründungen abgelehnt, kann davon ausgegangen werden, dass ein Standpunkt mehr aus emotionalen statt aus faktischen Gründen verteidigt wird.

Die Ausreden selbst können wie andere Argumente auch in Zweifel gezogen und angegriffen werden. Ist ein Fakt oder ein Beispiel zur Hand, das von der Ausrede nicht erfasst wird, kann diese jedoch getrost akzeptiert werden.


  • „Was nützt ein Konzept, das nur unter Idealbedingungen funktioniert?“
  • „Gestern war es das Wetter, heute der Stau – vielleicht solltest du insgesamt einfach früher losfahren, um pünktlich zu sein.“
  • „Das mag nur auf Südamerika zutreffen, aber auch dorthin wollen wir doch letztendlich unser Produkt ausliefern können.“