Handbuch
Ad Nauseam
Wiederholung einer Aussage, bis sie als wahr akzeptiert wird
Kaum eine Unterhaltung kommt ohne Wiederholung aus. Was wichtig scheint, wird zur Betonung dieser Bedeutsamkeit mehrfach gesagt, Argumente
werden auf zentrale Punkte zurückgeführt, und verschiedene Einwände mit sich ähnlichelnden Erwiderungen zurückgewiesen. Dreht sich ein Gespräch
hingegen im Kreis, weil nichts Neues mehr beigetragen wird, stören Wiederholungen die Diskussion. Sie sollten mit Bedacht eingesetzt werden.
Vielfach soll ein Konzept oder Argument nur in Erinnerung gerufen werden. Die Wiederholung dient in diesem Falle als Querverweis auf bereits Gesagtes, um Zusammenhänge zu zeigen. Wird eine Information von vielen Menschen aufgegriffen oder zitiert (→Mitläufereffekt), kommt es im Erleben des Einzelnen zur Wahrnehmung von Wiederholung, obwohl beim konkreten Gesprächspartner keine vorliegt. Um diese Fälle soll es im Folgenden nicht gehen, da ihre Ursache beziehungsweise Funktion offensichtlich ist.
Wann wendet man das an?
Wurde ein zentrales Argument übergangen, eine Erwiderung ignoriert, oder eine Erläuterung nicht verstanden, kommt man nicht umhin, Dinge erneut vorzubringen. Drückt man sich dabei hinreichend unterschiedlich aus oder verwendet andere Beispiele, bleibt die Wiederholung gelegentlich unbemerkt - je nachdem, ob man explizit darauf hinweisen will, dass man das erste Mal kein Gehör oder Verständnis gefunden hat, kann das wünschenswert sein oder nicht. Alternativ lässt sich auch direkt ansprechen, dass man sich wiederholt, um sein Gegenüber unter Druck zu setzen, sich mit dem Gesagten auch auseinanderzusetzen.
Wenn der Gesprächspartner der Meinung ist, bereits auf das, was man wiederholen möchte, eingegangen zu sein, ist eine Fortführung darüber selten hilfreich, auch wenn man selbst diese Auffassung nicht teilt. Lässt sich kein neuer Aspekt daran finden, der die Wichtigkeit unterstreicht oder zeigt, warum die Erwiderung unzulänglich war, sollte man keine weitere Energie darauf verwenden und den Gedankengang oder auch die ganze Unterhaltung fallenlassen. Ein Gespräch, in dem man übergangen, ignoriert oder abgespeist wird, lohnt nicht, ebensowenig für das Gegenüber eines, das immer wieder auf die gleiche Sache zurückgeführt wird.
Einen Sonderfall stellen Situationen darf, in denen persönliche Grenzen gezogen oder die Einhaltung von Rechten und Pflichten durchgesetzt werden müssen. In solchen Fällen ist es unverzichtbar, klare Aussagen zu machen und auf diesen zu beharren. Eine stetige Wiederholung im gleichen Wortlaut erweckt leicht den Eindruck einer kaputten Schallplatte, macht weitere Ausflüchte oder Verhandlungen für den Gesprächspartner aber schnell unattraktiv. Besonders wirkungsvoll ist diese Strategie, wenn man selbst ruhig und geduldig, aber unnachgiebig bleibt.
- „Ich möchte kein Fleisch essen.“ - „Nur ein Stückchen, das zählt doch sicher nicht.“ - „Ich möchte kein Fleisch essen.“ - „Oma hat extra gekocht.“ - „Ich möchte kein Fleisch essen.“
- „Ich komme nun noch einmal zurück auf die Frage nach dem Naturschutz.“
- „Wie eingangs bereits erwähnt, gibt es hier einen hohen Bedarf an innovativen Lösungen.“
- „Auch das würde ein bedingungsloses Grundeinkommen ganz einfach lösen.“
- „Zum hundertsten Mal, und wenn du dich kopfstellst: Wir haben gar keinen Platz für einen Hund.“
Was tut man dagegen?
Wiederholung macht eine falsche Aussage nicht wahrer, eine wahre jedoch auch nicht falscher. Sie ist meist ein Hinweis darauf, dass der Gesprächspartner den wiederholten Punkt für zentral, relevant oder noch nicht ausreichend betrachtet hält. Je gründlicher und deutlicher man darauf eingeht, desto eher wird ein →Themenwechsel dann auch angenommen. Hat man eine Äußerung aber wieder und wieder entkräftet, lohnt eine Fortführung des Gesprächs nicht.
Nicht immer ist sich der Gesprächspartner selbst im Klaren darüber, dass er sich wiederholt, und hält mehrere Aspekte einer Sache für gänzlich unterschiedliche Aussagen. Dann sollte man den Zusammenhang seiner Äußerungen aufzeigen.
Wer oft mit verschiedenen Menschen über das gleiche Thema spricht, kommt nicht umhin, in gewohnheitsmäßige Gesprächsmuster zu verfallen. In solchen Fällen genügt ein Hinweis darauf, dass eine Wiederholung vorliegt.
- „Das hast du schon mal gesagt.“
- „Können wir das Thema an dieser Stelle einmal abhaken? Ich habe mich dazu schon hinreichend geäußert.“
- „Noch einmal für's andere Ohr: nein, ich möchte keinen Staubsauger kaufen.“