Handbuch


Spielerfehlschluss

Schluss von vergangenen Ereignissen auf die Wahrscheinlichkeit von Zufallsereignissen


Außerhalb von Spielhallen wird einem der Spielerfehlschluss in Reinform nur selten begegnen, da er nur Zufallsereignisse betrifft. Dabei wird aufgrund von vorherigen Ergebnissen, beispielsweise beim Würfeln, eine Prognose für erwartete Ergebnisse getroffen, obwohl diese nach wie vor zufällig sind. Wurde bisher überdurchschnittlich häufig eine Sechs gewürfelt, wird mit diesem Trugschluss eine Fortsetzung der Strähne erwartet - oder aber ihr Ende, um sie auszugleichen. Die tatsächliche Wahrscheinlichkeit einer weiteren Sechs beträgt aber nach wie vor ein Sechstel, da sich der Würfel nicht an frühere Werte erinnert.

In dieser Form findet der Spielerfehlschluss natürlich kaum Anwendung in Diskussionen. Das Konzept fortgesetzter Strähnen oder ausgleichender Fairness findet sich jedoch auch da wieder, wo durchaus Einflüsse auf Ereignisse bestehen, aber diese Interpretation ebensowenig oder nur geringe (→Insignifikanz) tatsächliche Bedeutung hat. Verwandtschaft weist der Spielerfehlschluss daher mit →Karma, dem →Traditionsargument und dem →Innovationsargument auf.

Einen Sonderfall stellt auch eskalierendes Commitment dar: eine getroffene Entscheidung, die sich nicht ausgezahlt hat, mit immer weiteren Ressourcen (wie Zeit, Geld oder Befürwortung) zu unterstützen, um bereits getätigte Investitionen nicht aufgeben zu müssen.


Wann wendet man das an?

Da der Spielerfehlschluss zu den kognitiven Verzerrungen zählt, die unterbewusst wirken, ist er weniger ein Mittel, das angewendet wird, als ein Fehler, der jemandem versehentlich unterläuft. Fälle, in denen ähnlich aufgebaute Argumente angebracht sind, können per Definition keine Spielerfehlschlüsse sein, da diese durch die Zuschreibung eines nicht vorhandenen Einflusses der Vergangenheit charakterisiert sind.

Wo diese Vergangenheit also einen relevanten und nachvollziehbaren Einfluss hat, kann die Fortsetzung eines Trends oder ein fairer Ausgleich empfohlen, gefordert oder prognostiziert werden.


  • „Wir sind in dieser Branche Marktführer und erwarten daher einen stetigen Zuwachs an Kunden.“
  • „Er hat doch die letzten Jahre schon Gold geholt, nun hätte unser Team den Titel verdient.Irgendwann muss es doch mal klappen.“

Was tut man dagegen?

Einem Spielerfehlschluss liegt immer ein fehlerhaftes Verständnis von Ursache und Wirkung oder Wahrscheinlichkeiten zugrunde, häufig unbewusst. Dieser Fehler sollte identifiziert und aufgezeigt werden. Leicht lässt er sich auch ins Gegenteil verkehren: wird die Fortsetzung eines Trends postuliert, kann dem ein Abbruch der Strähne zur Herstellung statistischen Gleichgewichts gegenübergestellt werden und andersherum.

Am Produktivsten ist es jedoch, tatsächliche oder bedeutsamere Einflussgrößen auf die thematisierte Zukunft zu benennen - das setzt dem Spielerfehlschluss etwas entgegen, hat eine gewisse Chance, dem Gegenüber die Unwirksamkeit seines Trugschlusses zu offenbaren und richtet die Unterhaltung gleichzeitig auf Inhalte, die zu erörtern zweckmäßiger ist.


  • „Das ist keine Glückssache.“
  • „Genauso wahrscheinlich ist es, dass es diesmal andersherum läuft.“
  • „Wenn du es schon so oft versucht hast, vielleicht machst du ja auch einfach etwas falsch und es liegt daran, dass es nicht klappt?“